Von der EXPO 2015 haben wir im Zusammenhang mit Marmor bereits gesprochen, aber es gibt natürlich noch viel mehr zu erzählen...
Eine der Attraktionen dieser Veranstaltung ist der Lebensbaum, eine siebenunddreißig Meter hohe Struktur aus Eisen und Holz, ein Mittelweg zwischen einem Monument, einem Gebäude und einem Kunstwerk.
Der Erfinder Marco Balich ließ sich von einer der intensivsten italienischen Kunstepoche inspirieren: von der Renaissance. Gegen Ende der dreißiger Jahre des XVI. Jahrhunderts hat Michelangelo auf Geheiß des Papstes die Piazza del Campidoglio restauriert, dabei dem Platz eine neue Form gegeben und den Schotterplatz bepflastert. In einer komplizierten Zeichnung hat sich der Künstler für den Boden eine komplexe und symbolische Struktur ausgedacht, diese Zeichnung fing mit einer Raute an und gipfelte in einem zwölfzackigen Stern, der auf die Sternenkonstellation hinweist.
Der Lebensbaum entwickelt die Idee der natürlichen Energie in drei Dimensionen, die Stärke in seiner frühesten und sehr symbolischen Form.
Das Fundament spiegelt jedoch die Doppeldimension und die Zeichnung von Michelangelo wieder. Die Basis des Lebensbaumes besteht aus einem insgesamt 380 Quadratmeter großen Kreis. Um den typischen Helldunkelkontrast von Michelangelo wiederzugeben, wurden die Rauten, die den zwölfzackigen Stern darstellen, aus Botticino Marmor hergestellt, während die dunklen Teile des Bodenbelags aus Porphyr Vallecamonica sind.
piazza-del-campidoglioDie Piazza del Campidoglio nach dem Entwurf von Michelangelo, der auch für den Bau des Lebensbaumes auf der EXPO 2015 verwendet wurde 
basamento-in-porfido-e-botticinoFundamentmodell des Lebensbaumes aus Porphyr Valcamonica und Botticino nach einem Entwurf von Michelangelo
Das Spiel des Helldunkelkontrastes enlieckt man auch am Laufsteg, der über das Wasser des Lake Arena zur Struktur führt: hier sehen wir, dass die Dekoration mit rechteckigen Mustern aus Porphyr, der Außenbogen aber aus Botticino ist.
Insgesamt wurden 100 Tonnen Natursteine verbaut, wobei etwas mehr Porphyr (ca. 60% der verlegten Steine) als Botticino verwendet worden ist. Nachdem der Bau beendet war, hat man beide Arten der Natursteine mit einem Antifleckenmitteln behandelt, um die Oberflächen vor Schmutz zu schützen und die natürliche Schönheit der Steine auf Dauer zu bewahren.
Das Schöne am Originalprojekt ist, dass gar nicht vorgesehen war, diese Materialien zu verwenden, sondern ausländische Produkte. Die Genossenschaft “Orgoglio Brescia” (Stolz von Brescia) beharrte eigensinnig darauf, dass im endgültigen Projekt Material aus Brescia, bzw. italienisches Material verwendet werden sollte.
Der Botticino ist ein heller, kalkhaltiger Stein mit schönen beigefarbenen Adern. In einem Steinbruch im Osten von Brescia, in der Nähe des Ortes Botticino, wird er abgebaut, daher auch sein Name. Schon in der Antike kannte man diesen Stein, was Abbau und Quantität betrifft handelt es sich hier um den zweitwichtigsten Steinbruch Italiens, er wird nur von den Steinbrüchen von Carrara übertroffen. Der als Bodenbelag verwendete Botticino ist gestockt, es handelt sich um eine mechanische Bearbeitung bei der mehrere Meißel auf die Steinoberfläche schlagen und so eine raue und rutschhemmende Oberfläche erzeugen.
Das andere Material, das wir im Fundament des Lebensbaumes und des Laufstegs finden, ist der Porphyr Val Camonica über den wir bereits gesprochen haben (siehe Artikel "Der Porphyr Valcamonica").
Die Steinbrüche dieses wertvollen Natursteines befinden sich im Tal Camonica in der Nähe des Passes Crocedomini, in Cividate Camuno, in ca. zweitausend Meter Höhe. Die großen Porphyr Blöcke mit der charakteristischen braun – violetten Farbe, die aus diesen Steinbrüchen kommen, eignen sich besonders gut für diese Art von Bearbeitung.
Für den Bau des Lebensbaums hat man 4 cm dicke Unmaßplatten aus 4 bzw. 5 Blöcken verwendet, diese Platten wurden dann geflammt, damit der Stein richtig aufgeraut ist und er auf diese Weise eine rutschhemmende Oberfläche erhält. Aus den Platten wurden dann gemäß Vorgabe Fliesen produziert und jeweils so geschnitten, um die benötigte Rauten Form gestalten zu können.
Ansicht des Lebensbaumes auf der Expo 
Verlegung des Bodens aus Porphyr und Botticino.
Wir können mit Stolz sagen, dass wir genau den Porphyr in unserem Lager haben, der auf der EXPO 2015 verwendet worden ist, denn er kommt aus demselben Steinbruch von denselben Steinmetzen: ein einmaliges und exklusives Material.
Und wenn die Expo denselben Naturstein verwendet, den Marmi Rossi verkauft, kann das doch nur Gutes bedeuten!