EXPO Mailand ist die Tochter der Ausstellung in Verona aus dem Jahr 1900

Während wir auf die Eröffnung der Weltmesse 2015 warten, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit, als Verona im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand 

Esposizione-di-Verona

Der offizielle Name der EXPO 2015 ist „Weltausstellung  Mailand 2015, Italien“.

Die Weltausstellungen begannen im XVIII. Jahrhundert und wurden Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zu einer richtigen Modeerscheinung.

Der Eiffelturm zum Beispiel ist innerhalb von zwei Jahren für die Pariser Weltausstellung 1889 erbaut worden, genau zur Hundertjahrfeier der Französischen Revolution.  

Das Phänomen der “Weltausstellungen”  hat eine Vielfalt von „kleineren“ Ausstellungen nach sich gezogen.  Auch Verona wurde von der Begeisterungswelle angesteckt und es ist Zeit, dass jemand im Zusammenhang mit der Expo 2015 über die Provinzausstellung in Verona von 1900 spricht. 

Warum sollte man sich für die Ausstellung in Verona von 1900 interessieren?  

Bedingt durch mehrere schicksalhafte Ereignisse fiel Veronas Wirtschaft in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in eine langanhaltende Stagnation. Nicht nur die allgemeine Wirtschaftskrise machte Verona zu schaffen, sondern auch eine Reihe von Erkrankungen der Weinreben  (Reblaus, Falscher Mehltau und Mehltau) sowie die Pébrine – Krankheit, eine parasitäre Erkrankung des Seidenspinners, zwang die Veroneser Wirtschaft in die Knie. 

Zu allem Überfluss richtete die schreckliche Überflutung der Etsch 1882 enorme Schäden in der gesamten Provinz an.  

Überdies wurden nach dem Anschluss der Provinz an Italien circa zwanzigtausend Soldaten der österreichischen Besatzungsmacht aus der Stadt abgezogen, die - obwohl Besatzer -  in einer Stadt mit 55.000 Einwohnern für einen ordentlichen Umsatz gesorgt hatten. 

Um, wie man heute sagen würde, ein Zeichen zu setzen,  und um Veronas Wirtschaft wieder anzukurbeln,   beschlossen die Stadträte, die Weltausstellung von Verona im Jahr 1900, also genau um die Jahrhundertwende, zu organisieren (heute würde man sie Verona EXPO nennen).

Diese Ausstellung sollte die Fortschritte des verarbeitenden Gewerbes und der Landwirtschaft von Verona und seiner Region zeigen; außerdem sollten zahlreiche internationale, nationale und regionale Wettbewerben im Bereich der Landwirtschaftsmaschinen, des Seidenbaus und der Käserei den Ausgangspunkt für weitere ähnliche Veranstaltungen schaffen. 

Die Ausstellungshallen der Weltausstellung von Verona wurden zwischen dem Bahnhof Porta Nuova und dem Viertel Basso Acquar, beim damals neu gebauten Kanal Camuzzoni, errichtet, um die große Fläche der ehemaligen Militärzone zu nutzen.   

Allerdings wissen wir nicht, in wie fern und in welcher Größenordnung die Marmorindustrie auf der Ausstellung vertreten war, wir wissen jedoch, dass eine Gruppe der Organisatoren der Ausstellung, d.h. die “Accademia d’Agricoltura, Scienze, Lettere, Arti e Commercio di Verona“ (Veroneser Akademie für Landwirtschaft, Wissenschaft, Literaturwissenschaft, Kunst und Handel) diesbezüglich eine Reihe von wissenschaftlichen und technischen Broschüren veröffentlichte.

Der Gründer der Firma Marmi Rossi, Maurizio, hatte nicht einmal einen Grundschulabschluss, aber er war ein brillanter Mann mit großem Wissensdurst und klugem Unternehmertum. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er beim Ortspfarrer Nachhilfestunden in Italienisch und begann wahrscheinlich zur selben Zeit, wahllos alte Bücher auf den Flohmärkten der Piazza Erbe in Verona zu kaufen (die Bücher waren bereits damals ziemlich alt, teilweise stammten sie noch aus dem neunzehnten Jahrhundert bzw. von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts): möglicherweise kaufte er sie nur, weil sie billig waren! Ohne Wissen um den Wert, hatte sich der gute Maurizio im Lauf der Zeit einen kleinen literarischen Schatz zugelegt, von dem leider ein großer Teil verloren gegangen ist. Aber aus dieser wertvollen Sammlung hat sich ein kleines Buch bis in die heutige Zeit gerettet, das uns Enkel sehr neugierig macht und bewegt, da wir alle in unseren Herzen Steinmetze sind. 

"Marmor, Steine und Erdfarben der Provinz von Verona. 
(Natürliches Gesteinsmaterial für Bau und Dekoration)
Erinnerungen von Enrico Nicolis M. E.  
Veröffentlichung anlässlich der Ausstellung in Verona 
April, Mai, Juni 1900"

Nur 70 verblasste Seiten berichten über die Verarbeitung von Marmor und Natursteinen in der Provinz von Verona, sozusagen die Geschichte vom Beginn der heutigen Veroneser Steinmetztradition.  Der Band gehörte zu den Erinnerungen der Veroneser Akademie für Landwirtschaft, Wissenschaft, Literaturwissenschaft, Kunst und Handel, eine Akademie, die noch heute existiert und deren Bibliothek montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr für die Öffentlichkeit  zugänglich ist.

 

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